Dienstag, 31. März 2015
12:19
Was ist eigentlich ... ein Briefing?
In unserer kleinen Reihe widmen wir uns heute mit großer Freude einem der witzigsten Anglizismen der Werbung überhaupt. "brief" heißt eigentlich "kurz, knapp", "to brief s.o." folglich "jmd. in konzentrierter Form über das Wesentliche zu informieren." Ein Briefing müsste danach also eine Art "Informationskonzentrat" sein. Ist es aber de facto nicht, nach Ansicht der Verfasser und der, geben wir es ruhig zu und nennen wir es beim Namen, Verfasserinnen allerdings schon.
Sie könnten, wenn man sie früge, und wahrscheinlich, so steht zu befürchten, hätten sie recht, noch viel, viel mehr schreiben. Und warum? Weil sie sich keine Zeit fürs Wesentliche nehmen - und das wäre ?
Denken!
Was will ich? Was brauch ich? Was braucht der andere? Diese Zeit nimmt man sich seltenst im Vorfeld eines solchen Termins. Meist, so wird kolportiert, habe dazu die Zeit gefehlt. Man habe ja das Briefing schreiben müssen. Eine lustige Logik. Also sagt man, was man meint, dann im Gespräch. Es wird also während des Sprechens gedacht. Conclusio:

Ein Briefing versetzt die Akteure in ein frühkindliches Stadium. Dabei übernimmt der Kunde die Rolle des großen Bruders/der großen Schwester, die sich mit seinem/ihren Wissen/Plänen/Zielen brüstet, während die Agentur in die Rolle des kleinen Bruders/der kleinen Schwester schlüpft, die nach Anerkennung sucht oder einfach nur Schläge vermeiden will, weshalb er/sie artig zuhört.
Vielleicht ist es sogar eine Eltern-Kind-Konstellation, die dem einen (Kunde) das Gefühl gibt, groß zu sein, und dafür bewundert zu werden, während der andere gelobt wird, weil er so artig stillsitzen kann und so goldig nachfragt. Da ist der Kunde glücklich und die Agentur kriegt noch n Keks.
Putzig. Aber: "putzig" führt höchstens zu "pfiffig". Obwohl ... Den meisten reicht das ja.
Briefinggespräche (Marketing Briefings, Design Briefings, Werbeagentur Briefings) sind also super für beide. Aus Sicht des Kunden ist das ja so: Da kommt wer, interessiert sich für mich, fragt nach, fragt mehr - und ich kann ungestört alles sagen. Man spart also eine Therapiesitzung. Und Agenturen befeuern das ja, mal mehr, mal weniger bewusst, mit ihren Nachfragen, um eine weitere Suade auszulösen, um eine weitere Stunde "Briefinggespräch" abrechnen zu können - und diese Stunde zahlt ja meist sein Arbeitgeber. (Testen Sie: Briefinggespräche mit den Leuten, die das deren eigenes Geld kostet, sind immer schneller rum, als die Kaffee- und Kekserunden mit Marketingabteilungen.)
Und wenn dann noch etwas "Pfiffiges" dabei rauskommt, freut sich die Marketingabteilung. Ob das den Kunden freut? Egal. Zumindest haben alle Akteuere nach dem Papier (Attribut: geduldig!) alles richtig gemacht (was ja nicht anders geht, stand ja auch alles drin
Und wenn dann mal rauskommt, dass das, was man da so eher fabri- als produzierte, doch nicht so ankommt, kommt halt ein anderer. Die Verweildauer von Product Managern liegt im Durchschnitt bei rund zwei Jahren. Das finde ich nun "brief". Vielleicht kommt es daher. Vielleicht heißt es sowas wie "Lassen Sie uns mal kurz kennenenlernen. Bin eh bald weg."
Sie könnten, wenn man sie früge, und wahrscheinlich, so steht zu befürchten, hätten sie recht, noch viel, viel mehr schreiben. Und warum? Weil sie sich keine Zeit fürs Wesentliche nehmen - und das wäre ?
Denken!
Was will ich? Was brauch ich? Was braucht der andere? Diese Zeit nimmt man sich seltenst im Vorfeld eines solchen Termins. Meist, so wird kolportiert, habe dazu die Zeit gefehlt. Man habe ja das Briefing schreiben müssen. Eine lustige Logik. Also sagt man, was man meint, dann im Gespräch. Es wird also während des Sprechens gedacht. Conclusio:
Ein Briefing ist Therapie.

Ein Briefing versetzt die Akteure in ein frühkindliches Stadium. Dabei übernimmt der Kunde die Rolle des großen Bruders/der großen Schwester, die sich mit seinem/ihren Wissen/Plänen/Zielen brüstet, während die Agentur in die Rolle des kleinen Bruders/der kleinen Schwester schlüpft, die nach Anerkennung sucht oder einfach nur Schläge vermeiden will, weshalb er/sie artig zuhört.
Vielleicht ist es sogar eine Eltern-Kind-Konstellation, die dem einen (Kunde) das Gefühl gibt, groß zu sein, und dafür bewundert zu werden, während der andere gelobt wird, weil er so artig stillsitzen kann und so goldig nachfragt. Da ist der Kunde glücklich und die Agentur kriegt noch n Keks.
Putzig. Aber: "putzig" führt höchstens zu "pfiffig". Obwohl ... Den meisten reicht das ja.
Briefinggespräche (Marketing Briefings, Design Briefings, Werbeagentur Briefings) sind also super für beide. Aus Sicht des Kunden ist das ja so: Da kommt wer, interessiert sich für mich, fragt nach, fragt mehr - und ich kann ungestört alles sagen. Man spart also eine Therapiesitzung. Und Agenturen befeuern das ja, mal mehr, mal weniger bewusst, mit ihren Nachfragen, um eine weitere Suade auszulösen, um eine weitere Stunde "Briefinggespräch" abrechnen zu können - und diese Stunde zahlt ja meist sein Arbeitgeber. (Testen Sie: Briefinggespräche mit den Leuten, die das deren eigenes Geld kostet, sind immer schneller rum, als die Kaffee- und Kekserunden mit Marketingabteilungen.)
Und wenn dann noch etwas "Pfiffiges" dabei rauskommt, freut sich die Marketingabteilung. Ob das den Kunden freut? Egal. Zumindest haben alle Akteuere nach dem Papier (Attribut: geduldig!) alles richtig gemacht (was ja nicht anders geht, stand ja auch alles drin

Und wenn dann mal rauskommt, dass das, was man da so eher fabri- als produzierte, doch nicht so ankommt, kommt halt ein anderer. Die Verweildauer von Product Managern liegt im Durchschnitt bei rund zwei Jahren. Das finde ich nun "brief". Vielleicht kommt es daher. Vielleicht heißt es sowas wie "Lassen Sie uns mal kurz kennenenlernen. Bin eh bald weg."
Geschrieben von Heiko Walkenhorst
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