Dienstag, 7. August 2007
14:26
Tierische Akquise (XIV)
Die Zeiten der Verdrängung machen es schwer, sich Gehör bei der Zielgruppe zu verschaffen. Dabei ist eine ganzheitliche Betrachtung wichtig. Es geht also nicht nur um den horizontalen, sondern auch vertikalen Wettbewerb, d.h. es buhlen nicht nur die Artgenossen um Aufmerksamkeit, sondern auch ganz andere Dinge können das Ziel der Begierde in ihren Bann ziehen.

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Tipp des Tages: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mir der Zeit!

Virtuose Männchen sind begehrter.
Singvogel-Männchen müssen Verkehrslärm übertönen und artfremde Gesangeskünste beherrschen.
Stadtlärm zwingt Kohlmeisen zu lauteren und höheren Tönen.
Nachtigallen trällern an Wochenenden leiser.
Die verschiedenen Singvogelarten haben (...) schnell erkannt, was sie unternehmen müssen, um das zu verhindern. So hat sich vor einiger Zeit herausgestellt, dass Kohlmeisen gegen zu laute Straßengeräusche anzusingen versuchen, indem sie sich auf höhere Frequenzen umstellen.
Eine andere Strategie wenden die Nachtigallen an. (...) So zwitschern sie in unmittelbarer Nähe von stark befahrenen Straßen um bis zu 14 Dezibel lauter als ihre Artgenossen in ruhigeren Gegenden. (...) Wenn der Lärmpegel an Wochenenden ziemlich niedrig geworden ist, trällern sie erheblich leiser.
Rotkehlchen sind alles andere als Nachtschwärmer (...) Doch immer dann, wenn sie sich tagsüber gegen den Verkehrslärm nicht durchsetzen können, verwandeln sie sich gezwungenermaßen in Schichtarbeiter und holen das Singen in den Abend- und Nachtstunden nach. Aber die Männchen haben noch nicht viel damit gewonnen, wenn sie so singen, dass sie gut zu hören sind.
Was von ihnen erwartet wird, sind in erster Linie technisch anspruchsvolle Gesangesleistungen. Denn die Weibchen glauben, dass diejenigen mit den besten Genen ausgerüstet sind, die am virtuosesten singen können.
Doch außer Virtuosität gibt es noch etwas, was die Vogelwelt von ehrgeizigen Sängern erwartet: Sie sollen gefälligst nur die allerneuesten Songs präsentieren, nicht irgendwelche Oldies. (...)
Auf die Jahrzehnte alten Melodien reagierten die Weibchen ebenso gelangweilt und träge wie die Männchen. Die ziemlich neuen Songs hingegen versetzten die Vögel in helle Aufregung. Die Männchen empfanden das Gezwitscher als derart bedrohlich, dass sie sofort anfingen, ihr Territorium äußerst aggressiv zu verteidigen. Und die Weibchen waren von den Gesängen derart entzückt, dass ihre Paarungsbereitschaft sprunghaft stieg. (Quelle: wienerzeitung.at)
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Tipp des Tages: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mir der Zeit!
Geschrieben von Heiko Walkenhorst in Tierische Akquise
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